FAQ

1. Wie funktioniert die Zulassung von gebrauchten Betonelementen?

Für Baustoffe und -materialien (= Bauprodukte), die keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung haben, kann beim Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) eine sogenannte Zustimmung im Einzelfall (ZiE) oder eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung (vBG) beantragt werden. Für die Erlangung dieser Zustimmung bzw. Genehmigung müssen eine Reihe von Untersuchungen und Prüfungen durchgeführt und nachgewiesen werden. Ein detaillierter Überblick über die Anforderungen für das Bauen mit gebrauchten Betonfertigteilen ist hier zu finden, die Anforderungen für Ortbetonelemente sollten sich ähnlich darstellen.

Da die Zustimmung im Einzelfall nur sehr aufwendig zu erlangen ist und sich damit auf die Kosten des Bauvorhabens niederschlägt, müssen für die Zukunft bessere genehmigungsrechtliche Wege für das Bauen mit gebrauchten Bauprodukten gefunden werden. Vorschläge von verschiedenen Seiten (z.B. Gebäudeklasse „E“, Novelle der Musterbauordnung, etc.) gibt es bereits seit mehreren Jahren. Zudem sollte eine Prüfnorm (DIN) entwickelt werden, in der die Prüfkriterien und deren Umfang definiert werden. Auch dies ist eine bereits lange bestehende Forderung u.a. von Frau Prof. Angelika Mettke (AG Bauliches Recycling) der BTU Cottbus.

2. Sollte man Gebäude nicht lieber stehen lassen?

Ja, das wäre das Beste. Allerdings kann es bei leerstehenden Gebäuden aufgrund von veränderten Anforderungen für die zukünftige Verwendung (Größe, Nutzung, etc.), die im Bestand nicht realisiert werden können, in Ausnahmefällen zu begründeten Entscheidungen für einen Rückbau kommen. Dem vorliegenden Forschungsprojekt liegt die Annahme zugrunde, dass in Fällen, in denen ein Gebäude rückgebaut werden soll, zuvor alle Möglichkeiten zur Erhaltung des Bestands untersucht wurden.

Darüber hinaus müssen sich Städte auch in der Zukunft verändern können. So müssen zum Beispiel Städte in denen aufgrund von Wegzug eine hohe Leerstandsquote besteht oder durch Alterung der Bevölkerung ein erhöhter Bedarf an barrierefreien Wohnungen entsteht, sich an neue Situationen adaptieren können, um weiterhin lebenswert zu bleiben. Dabei sollten Rückbau und (Wieder-)Neubau behutsam eingesetzt werden.

3. Wird durch den Aufwand, ein Gebäude in Elemente zu zerlegen, nicht eine erhebliche Menge Energie verbraucht?

Ja, doch wie in Punkt 2 erläutert, basiert dieses Forschungsprojekt auf der Annahme, dass die Entscheidung zum Rückbau des Gebäudes bereits getroffen wurde. Es bleibt also die Wahl zwischen selektivem Rückbau (Entkernen, sorgfältiges Trennen von Baumaterialien und Zersägen des Rohbaus) und konventionellem Abbruch/Abriss (Zerkleinerung bzw. Schreddern aller Baumaterialien und Entsorgung ggf. sogar ohne Sortentrennung). Bei Stahlbeton-Konstruktionen bedeutet ein Schreddern der Bauteile ebenfalls einen hohen Energieeinsatz durch die benötigten schweren Geräte und Maschinen (Betonzangen, etc.). Ein konventioneller Abbruch ist demnach in der Regel nicht energiesparender als ein selektiver Rückbau.

Zudem wird durch das Zerkleinern der abgebundenen Betonelemente die eingebrachte Herstellungsenergie des eingesetzten Zements unwiederbringlich vernichtet. Sowohl der Einsatz des Betonbruchs im Straßenbau als auch als Zuschlag im sogenannten Recycling-Beton (für den neuer Zement benötigt wird) bedeuten ein Downcycling des Konstruktionsbetons.

4. Ist es nicht extrem teuer ein Gebäude in Elemente zu zerlegen?

In Abhängigkeit von der Komplexität der Rohbaustruktur und des Zuschnittplans sowie den ggf. benötigten Hilfskonstruktionen ist der selektive Rückbau wesentlich aufwendiger als ein konventioneller Abbruch und damit auch teurer. Allerdings werden die Kosten von neuem Stahlbeton in Zukunft (aufgrund von Sandknappheit, Energieverteuerung, Einpreisung von CO2-Emissionen, etc.) sehr wahrscheinlich sehr stark steigen, sodass die Kosten für den erhöhten Aufwand durch das Bergen und Bereitstellen von recycleten Betonelementen vielleicht sogar aufgewogen werden könnten. Erscheint das Zersägen von Gebäuden zum heutigen Zeitpunkt noch zu teuer, sind es eher die neuen Materialien die heute noch zu günstig sind, da deren eigentliche Kosten nocht nicht voll durch deren aktuelle Preise abgebildet sind.

5. Wird durch den Transport der Elemente nicht eine erhebliche Menge Energie verbraucht?

Eine Tonne neu hergestellter Stahlbeton verursacht einen Ausstoß von ca. 180 kg CO2-Äq. (das sogenannte Global Warming Potential). Ein typischer LKW zum Transport von Baustoffen stößt ca. 11,1 kg CO2-Äq. pro 100km Fahrt und je Tonne Beladung aus. Ein gebrauchtes Betonelement könnte also per LKW bis zu 1600 km weit transportiert werden und würde dann immer noch weniger CO2-Ausstoß verursachen, als wenn stattdessen neuer Stahlbeton eingesetzt würde. Sollten die Elemente per Güterzug oder Schiff transportiert werden, wäre der mögliche Transportweg sogar noch weiter.

Natürlich gilt aber hier auch: Je näher am Rückbauort sich der (Wieder-) Neubaustandort befindet, desto besser.

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